Nenne ich Menschen die bei jeder sich bietenden Gelegenheit erst mal lautstark motzen. Oft motzen sie auch andere an oder der Ärger ist gegen eine andere Person gerichtet .. auch wenn sie das nicht hören kann.
Beispiel?
Wahrscheinlich wurde jedem von uns schon einmal die Vorfahrt genommen, egal ob mit dem Auto, Rad oder zu Fuß. Gerade im Auto neigen dann viele Menschen dazu, sich lautstark darüber aufzuregen, dass ihnen die Vorfahrt genommen wurde und beschimpfen den Täter teilweise sehr heftig.
Soweit so bekannt und ich denke die meisten hier haben sowas schon erlebt oder selbst gemacht (inklusive mir).
Der Ärger muss raus.
Nun haben wir aber sicher alle AUCH schon einmal jemandem die Vorfahrt genommen. Wenn wir es gemerkt haben waren wir froh das nichts passiert ist und höchstwahrscheinlich haben wir das auch nicht absichtlich gemacht sondern es war schlicht ein Versehen.
Ein kleiner Fehler der jeden Tag millionenfach vorkommt.
Lautstark haben wir uns über unseren eigenen Fehler aber sicher nicht aufgeregt .. sondern eher so gedacht .. uups zum Glück ist nichts passiert.
Das Beispiel mit der Vorfahrt ist nur eins von vielen Szenarien wo wir so reagieren.
Macht den Fehler wer anders: Lautstarkes Gebrülle.
Machen wir den Fehler: Leises unter den Teppich kehren.
Nun ist mir die Woche folgendes passiert:
Ich war (wie so oft) mit dem Rad unterwegs und bin von einem Radweg auf einen anderen eingebogen. Mein Radweg endete hier und ich musste auf einen einbiegen der quasi von links nach rechts vor mir verlief. Verkehrzeichen gab es keine und den Weg auf den ich einbiegen musste, ist so schmal, dass zwei Radfahrer nebeneinander keinen Platz haben.
Zu allem Übel ist die linke Seite auch noch schlecht einsehbar weil ein Brückenpfeiler teilweise die Sicht versperrt.
Bin da also eingebogen (hab auch nicht lange geschaut) und habe mir nix gedacht.
Etwa 500 Meter später (an der nächsten Ampel) rollt ein anderer Radfahrer neben mich und fängt an mich anzumeckern. Ob ich keine Aufgen im Kopf habe, ob ich nichts hören würde? Ich hätte ihm die Vorfahrt genommen. Der Typ war laut und irgendwie kurz vorm ausrasten.
Ich sagte, dass es mir leid tut, ich ihn weder gehört noch gesehen hätte .. was ihn aber keinesfalls beruhigt hat.
Egal .. hab ihn dann meckern lassen und bin weitergefahren.
Erst ne halbe Stunde später ist mir eingefallen, dass der Typ ja eigentlich von Links kam und ich (wenn man rechts vor links zu Grunde legt) sowieso Vorfahrt hatte. Zumindest war/ist die Vorfahrtsregelung an der Stelle etwas fragwürdig.
Dann hab ich mir überlegt was ich an seiner Stelle gemacht hätte.
Da kommen wir wieder auf das Beispiel oben .. mir wurde schon die Vorfahrt genommen und ich habe sie schon anderen genommen.
Allerdings habe ich aufgehört micht in irgendeiner Weise darüber aufzuregen oder andere Menschen anzumeckern.
Warum?
Ich bin normalerweise rücksichtsvoll im Straßenverkehr (egal ob mit dem Rad oder mit dem Auto).
Ich kanns sowieso nicht mehr ändern.
Ich gehe in der Regel davon aus, dass es keine Absicht war.
Ich weiß, dass ich auch nicht fehlerfrei bin.
Es ist nichts passiert. (Auch wenn etwas passiert wäre kann ich es nicht mehr ändern).
Und es bringt nichts jemanden zu maßregeln, der es NICHT absichtlich gemacht hat. Die Person ist sich (sofern sie es mitbekommen hat) ihres Fehlers bewusst.
Bitte nicht verwechseln:
Ich hätte kein Problem gehabt wenn mich der Typ sachlich und respektvoll auf meinen (möglichen) Fehler hingewiesen hätte. Und wahrscheinlich hätte er damit mehr erreicht. Zumindest hätte ich nicht sofort auf Durchzug geschaltet und mir sein Anliegen genauer angehört.
Fehler passieren .. werden sie immer .. wir alle machen sie täglich. Ein freundlicher Hinweis führt aber zu mehr Einsicht als alles andere.
ich sehe das Ganze, genau so wie Du und ich verhalte mich auch genau so. Das ganze Aufregen bringt nichts. Schlimm sind nur Leute mit ganz kurzer Lunte und extremer Aggro
Kann ich total gut verstehen und auch nachvollziehen. Denk dir nix, das war nur so’n Gestresster.
Rücksichtsnahme ist für viele ein Fremdwort. Egal ob jemand zu Fuß, mit dem Rad, dem Auto, dem Bus oder einem Holzbein unterwegs ist. Jeder fühlt sich im Recht und scherrt sich einen Dreck um sein Umfeld.
Ich hatte das „Glück“ beruflich 40 Jahre die Welt bereisen zu dürfen und viele Kulturen und Gebräuchlichkeiten kennengelernt. Was den Straßenverkehr angeht herrscht in sehr vielen Ländern Chaos und das Recht des Stärkeren oder Mutigen. Aber eins fällt mir da immer wieder auf. Die meisten Menschen sind da überwiegend fahrlässig unterwegs. Gedankenversunken, Gleichgültig oder einfach in einer Art Flow. In Deutschland jedoch, und da bin ich mittlerweile überzeugt, ist es vorsätzlich wie viele Wirrköpfe unterwegs sind. Die Leute haben Spaß daran andere zu provozieren, sie zu dominieren und vor allem zu belehren.
Der Straßenverkehr ist für dieses Verhalten leider ein sehr treffendes Beispiel. Noch viel schlimmer finde ich allerdings, wenn solche „Motzkis“ ihr eigenes Fehlverhalten dann auch noch rechtfertigen. Ein typisches Szenario: An einer grünen Ampel würgt der Vordermann das Auto ab. Der genervte Fahrer dahinter – ohnehin schon mit 180er-Puls, weil er sich zuvor über diverse andere Kleinigkeiten aufgeregt hat – ist bereits heiser geschrien. Und jetzt platzt ihm endgültig der Kragen. Die Ampel ist inzwischen längst rot, als er an der Haltelinie ankommt – doch das interessiert ihn nicht mehr. In seinem Weltbild hat er ja „nichts falsch gemacht“ und fährt daher selbstverständlich einfach bei Rot über die Kreuzung…
Seit dem ich vor einigen Jahren den YT Kanal ASP entdeckte, habe ich u.a. so einige roadrage Videos gesehen, welche oft gefährlich wurden.
John sagt immer, „lasst euer Ego nicht gewinnen. Ihr seht diesen Menschen evtl. Nie wieder. Selbst wenn einem die Vorfahrt genommen wurde sagen „oh, sorry, wollte ich nicht“ und weiterfahren.“
Passt in allen Lebenslagen um körperlichem Schaden zu vermeiden. Lieber 5 Minuten Feige als ein ganzes Leben tot. 🙂
Ich würde nur kämpfen wenn es um Leib und Leben von mir oder meinen liebsten geht und ein deeskalieren/ausweichen/fliehen nicht möglich ist. (Run/hide/fight).
Alles andere lässt mich mittlerweile so kalt, dass ich keine oder nur wenige „aufbrausende Gefühle“ bekomme, wenn mich jemand ungerecht behandelt.
Recht muss unrecht nicht weichen -> ist klar. Aber solange es Kleinigkeiten sind, gebe ich lieber nach und komme so wunderbar durchs Leben. 🙂
Ja, man macht auch selbst Fehler und hofft, dass dann andere schnell und umsichtig genug reagieren. Umgekehrt hab ich auch schon ein paar Situationen gehabt, wo andere tief und fest geschlafen haben. Sollte nicht passieren, aber wir sind alle Menschen.
Leider hab ich auch schon Leute auf der Straße getroffen, die einfach nur rücksichtslos und mit leichtem Todeswunsch unterwegs waren. Da gilt dann: Nachgeben. Da gibt es nichts zu gewinnen.
Und was mich beim Autofahren tatsächlich nervt: Wenn man auf eine rote Ampel zufährt, sollte man kurz rechts und links schauen, ob man jemanden rein lassen kann, viele fahren die Lücken einfach zu. Und so ne Rettungsgasse im Stau ist auch ganz schick.
Tja, bei manchen Menschen funktioniert die Emotionsregulierung besser, bei anderen Menschen schlechter. Wie beim Investieren: Manche verkaufen vor Panik (und keiner Strategie) und manche nicht. 😉