Auf Twitter entstand heute eine lebhafte Diskussion zu der ich nun auch meinen Senf abgeben mag.
Zentrale Fragen / Thesen:
These 1/2:
„Stock-Picking is a losing game – Am breiten Markt orientierte ETFs performen auf lange Sicht besser.“
These 2/2:
„Sollte man dennoch in Einzeltitel investieren wollen, sind Dividenden-(Wachstums)-Aktien die beste, zusätzliche Option neben ETFs, da sie einem später ein passives Einkommen über Dividenden generieren können (in Hinblick auf private Altersvorsorge).“
Hier nun meine Antwort (subjektiv):
Die Prämisse:
Mein Depot hat > 90 Aktien. Der Einfachheit halber nehme tue ich so als ob jede Aktie die selbe Gewichtung hat (was auch grob hinkommt).
Ich tue weiterhin so, als ob ich alles auf einmal vor 5 Jahren, vor 1 Jahr und vor 3 Monaten gekauft habe und vergleiche mit dem MSCI World.
Erhaltende Dividenden sind nicht eingepreist.
Die Zahlen:
5 Jahre bis heute:
Mein Depot: +54,5%
MSCI WORLD: +77,4%
1 Jahr bis heute:
Mein Depot: +44,8%
MSCI WORLD: +40,3%
3 Monate bis heute:
Mein Depot: +10,9%
MSCI WORLD: +8,7%
Dazu kommen (auf 5 Jahre gerechnet) knapp 70.000 Euro Dividenden. Die kann ich so einfach allerdings nicht runter brechen, da mein Depot vor 5 Jahren nur einen Teil der Anlagesumme hatte.
Fazit:
Kurzfristig habe ich den MSCI World geschlagen. Auf lange Sicht aber auf keinen Fall. Wenn man die Dividenden dazu zählt komme ich aber in die Nähe.
Auch wenn das hier gar nicht so schlecht ausschaut, ist meine Empfehlung für jeden der mich fragt und um Rat bittet: Mach einen ETF Sparplan auf den MSCI World.
Ich empfehle meinen Weg wirklich nie weiter.
Ich mache mir da keine Illusionen, dass meine Auswahl an Einzelaktien, irgendwie besser wäre als ein schnöder ETF. Mich motivieren die Einzelaktien mehr, mich freut die Dividende. Das bringt mir mehr Dividende, weil ich das Thema damit jahrelang verfolge und dranbleibe. Vielleicht hätte ich bei einem ETF schon gesagt, die 500 Euro Sparplan reichen, bei Einzelaktien kaufe ich gleich immer mehr.
@Mad
Den Vergleich mit einem Index finde ich ebenfalls etwas kurz gegriffen. In Deinem Depot befinden sich viele Aktien aus der Old Economy, wie Du selbst sagst. Woran liegt das? Zusätzlich verfolgst Du eher eine Dividendenstrategie. Vielleicht bekommst Du mit Deinem Depot und seinen stabilen Dividendenzahlungen Sicherheiten, die Du im Leben bereits nutzt. Du kannst die Arbeitszeit reduzieren, Deine Meinung unabhängiger kundtun oder auch einmal etwas Verrückten nachgehen. Rational wäre das mit einem World ETF sicherlich genauso möglich, aber wenn Du Dich mit Deinem Depot, auch in Hinblick auf einen Crash besser aufgestellt fühlst…
In der Ansparphase sehe ich auch Vorteile bei der Anlageklasse mit der man sich wohlfühlt. Ich habe ETFs und Einzelaktien. In Kürze werde ich eine größere Einmalinvestitionen tätigen. Ich möchte neben ETFs Pakete um 5k€ von BABA, China Railroad, China Walter Affairs, BMY usw. kaufen. Der Wunsch Aktien zu kaufen ist bei mir größer. Ständig würde ich gerne noch diese oder jene Aktien kaufen, aber es fehlt irgendwie an Geld. Auf diese Weise kaufe ich vermutlich mehr Aktien als ich an ETfs kaufen würde. Der Vorteil liegt sicherlich bei 10%, da es die Kreativität für Geldbeschaffung erhöht, oder die Ausgaben reduziert.
Mit Immobilien spart man in der Regel auch mehr Geld als ohne. Der Zwangsspareffekt ist äußerst mächtig. Auch ein rationaler Mensch kann sich solchen Kräften nicht komplett entziehen. Eine positive Eigenmotivation bringt einen ähnlich intrinsischer Motive deutlich schneller voran.
@Fuseboroto
sehr guter Punkt .. darüber habe ich auch schon nachgedacht .. ich vermute, dass ich auch mehr kaufe als ich es mit nem ETF Sparplan tun würde .. und auch wenn sichs doof anhört .. ich bin ja nicht angetreten um nen Index zu schlagen ..
@Kiev
Das liegt daran, dass viele Tech Aktien zwar wachsen wie blöd aber wenig Gewinne einfahren oder Verluste machen, auch zahlen die meisten keine Dividenden .. und wie du schon sagst .. die Sicherheiten meine langweiligen Depots und der recht stabilen Ausschüttungen sind mir offensichtlich wichtiger als andere Faktoren.
Und du sagst es .. machmal überkommt mich die Lust auf banalen Konsum .. ohne Sinn und Zweck .. dann denke ich immer wieder dran wieviel Aktien ich davon nicht kaufen könnte .. und die Konsumlust ist weg 😉
Ich habe ja schon mehrfach vorgetragen, dass ich die Denkweise der Dividendenjäger nicht verstehe, weil für mich die Gesamtrendite entscheidend ist.
Auch das „Sicherheitsargument“ geht vollkommen fehl, weil Dividenden eben per se nicht sicher sind. Sicher sind stabile Unternehmen mit hohen Cashflows und subskriptionsbasierten Umsätzen. Momentan gibt es kaum etwas Sichereres als Big Tech. Das hat auch die Coronakrise eindrucksvoll bestätigt.
Zu den Thesen:
1/2 – Stimmt so für die meisten Anleger und ist vor allem im Sinne der Risikominimierung das Beste, was man machen kann. Eine Outperformance mit Stockpicking ist aber möglich und im Grunde auch nicht so ein Hexenwerk. (Ein ETF auf den NASDAQ 100 reicht dafür schon. Immer noch marktbreit, zeigt aber die Richtung an, wo man hinlaufen muss.)
2/2 – Bullshit. Dividende ist und bleibt überhaupt kein Kriterium für die Aktienauswahl. Es kommt auf Umsatzwachstum und Cashflowwachstum an, Teilnahme an langfristigen Trends, Stabilität des Geschäftsmodells und die Reinvestitionsmöglichkeiten des Kapitals (ROIC minus WACC ist eine wundebare Kennzahl). Dabei zählt auch die Investition in zukünftig erwartetes Cashflowwachstum. Die beste Dividendenaktie (für die Rente), die man heute kaufen kann, zahlt mit Sicherheit noch keine Dividende und wird sich bis zum Beginn von Dividendenzahlungen noch im Kurs vervielfachen.
Für all die, die sich nicht ernsthaft mit Aktien, Geschäftsmodellen und Fundamentalanalyse auseinandersetzen, ist ein ETF die erste Wahl (und eine gute Wahl!), um keine Fehler zu machen. Der entscheidene Fehler ist unterdurchschnittliches Wachstum. Stockpicking und Unterrendite ist einfach blöd und im Grunde auch nicht schön zu reden.
Die meisten Dividendenjäger kennen aber ihre Performance sowieso nicht. Wer mit Portfolio Performance oder Rentablo trackt und somit seine Performance kennt (TTWROR), ist meist schon über das Thema Dividende hinweg. Es gibt sie zwar bei einigen Aktien, aber als Kennzahl ist sie wertlos bzw. bestenfalls ab einer bestimmten Höhe ein deutliches Warnsignal.
Hi Mad,
Zur 1. These:
Diese kann ich so für mein Depot nicht bestätigen. Für die Bewertung meiner Investments nutze ich
Portfolio Performance. Insbesondere der Interne Zinsfuß (IZF) ist aufschlussreich, dieser entspricht für Investitionen dem effektivem Jahreszins. Im Gegensatz dazu zeigt TTWROR „nur“ die Rendite über die gesamte Haltedauer, Nachkäufe oder Teilverkäufe werden in dieser Kennzahl nicht berücksichtigt.
Hierzu ein Beispiel: Anlage A befindet 2 Jahre im Depot und steigt um 30%, Anlage B befindet sich 1 Jahr im Depot und steigt ebenfalls um 30%.
In diesem Fall beträgt TTWROR für beide Anlagen 30%. Der IZF für A ist 15% und für B 30%, anhand des IZF lässt sich also erkennen, dass B das bessere Investment war.
Nun zu den Rohdaten aus meinem Depot:
2019:
IZF ETFs: 14%
IZF Einzelaktien: 27%
TTWROR ETFs: 21%
TTWROR Einzelaktien: 15%
2020:
IZF ETFs: 2%
IZF Einzelaktien: 13%
TTWROR ETFs: 0%
TTWROR Einzelaktien: 7%
2021 YTD:
IZF ETFs: 11%
IZF Einzelaktien: 10%
TTWROR ETFs: 10%
TTWROR Einzelaktien: 10%
Gesamtdauer
IZF ETFs: 10%
IZF Einzelaktien: 19%
TTWROR ETFs: 29%
TTWROR Einzelaktien: 36%
Daraus, dass die Einzelaktien bisher besser gelaufen sind als die ETFs, lässt sich natürlich keine Aussage für die Zukunft treffen aber im Hinblick auf nur 2,5 Jahre Jahre Börsenerfahrung und einem Crash bin ich damit sehr zufrieden. Die schlechte Performance der ETFs liegt auch an einem speziellen Investment: MSCI World Minimum Volatility (A1J781), dieser hat sich seit dem Kauf kaum entwickelt. Noch ein Hinweis am Rande, die derzeit viel besprochenen Technologie-Werte (FAANG, Tesla usw.) habe ich alle nicht im Depot, keine meiner Aktien weist eine Rendite über 65% auf.
Zur 2. These:
Hier kann ich teilweise zustimmen, Dividenden oder auch ausschüttende ETFs machen die Entnahme komfortabler, da man sich nicht aktiv darum kümmern muss welche Anlage, zu welchem Zeitpunkt, am besten verkauft werden sollte. Weiterhin ist die Ausschüttung, im Gegensatz zum Kursgewinn, gesichertes Kapital, das einem nicht mehr genommen werden kann. Das Dividendenwachstum als einzige Investitionsgrundlage zu nehmen halte ich nicht für sinnvoll.
Grüße
GZ
Hallo GZ,
das mit den Renditen und den dazugehörigen Definitionen musst Du Dir noch einmal genauer anschauen. Dein Beispiel hat mich zum Schmunzeln gebracht. Die TTWROR kann man nur im Zusammenhang mit einer Zeitdauer für einen Vergleich heranziehen.
Deine Anlagen A und B mögen die gleiche TTWROR haben, jedoch ist die Aussage für Anlage A eine Rendite über 2 Jahre und für Anlage B eine Rendite über ein Jahr. Jeder Mensch versteht bei dieser Aussage ebenso, dass Anlage B das bessere Investment war. Auch für Anlage A kannst Du die TTWROR auf ein Jahr herunterbrechen, das geht per Formel „zu Fuß“ als Durchschnittsrendite oder eben konkret für den in Portfolio Performance eingestellten Jahreszeitraum.
Fakt ist, dass Du nur die TTWROR für einen Vergleich heranziehen darfst. Nur sie ist eine objektive Rendite, die sich für den Vergleich von Strategien und Portfolios eignet.
Zur Info:
https://www.justetf.com/de/news/etf/renditeberechnung-unter-der-lupe-nur-die-zeitgewichtete-rendite-gewaehrleistet-vergleichbarkeit.html
Der interne Zinsfuß stellt immer auf die Jahresrendite ab, das ist richtig. Er hat aber über einen so kurzen Zeitraum, wie es Dein Portfolio gibt, noch keine signifikante Aussagekraft. Den kannst Du Dir nach 5 Jahren anschauen, wenn Deine Ein- und Auszahlungen einen geringeren Anteil vom Portfolio-Gesamtwert haben. Ansonsten ist er beispielsweise verzerrend zu hoch, wenn Du mutig im Corona-Crash nachgekauft hast. Erfolgreiches Markettiming ist zwar gut für Dich, taugt aber nicht für die Vergleichbarkeit von Portfolios.
Der Umstand, dass Dein IZF kleiner als die TTWROR ist, zeigt aber eher, dass Deine Kaufzeitpunkte nicht optimal waren.
Zu Deiner Performance:
Angenommen Deine 36 % TTWROR für Einzelaktien für die letzten 2,5 Jahre sind richtig, dann ist das deutlich unter der Performance eines Welt-Aktien-ETFs. Der MSCI World hatte vom 01.01.2019 bis gestern (26.05.2021) einen Total Return (inkl. Dividenden) von etwa 54 %. (Währung EUR)
Wenn Du schlecht performende ETFs im Depot hast (Minimum Volatility sind vor allem viele alte Finanzwerte), solltest Du diese nicht zu Deiner Benchmark machen.
Das der S&P500 und der NASDAQ 100 noch erfolgreicher im gleichen Zeitraum waren, bedarf wahrscheinlich keiner besonderen Erwähnung.
Ich widerspreche überhaupt keiner/m Vorredner*in, aber ich beobachte etwas, das mich veranlasst hier (zum ersten Mal überhaupt) meinen Senf dazu geben zu wollen… BTW @Mad – Ich bin absoluter Fan deiner Seite und verfolge sie schon seit längerem, hat aber nichts mit diesem Post zu tun, wollte das aber in der „Intro“ nicht unerwähnt lassen 😉
Disclaimer: Ich rede jetzt nicht von konkreten Usern hier oder anderswo, auch wenn ich mich in den Beispielen auf bestimmte Post-Inhalte beziehe, wo es offensichtlich scheint, dass ich in diesem Thread u.a. jemanden konkret meinen würde, jedoch sind dies nur zufällige Beispiele und keineswegs direkt persönlich gemeinte Kommentare
Also… ich nehme seit Jahren einen Trend wahr, der wie folgt abläuft: Jemand postet die statistischen Gewinne aus Aktiengeschäften – egal ob ETF/Dividende oder whatever – mit entsprechender Total- und Durchschnittsrendite über 1, 3, 5, x, y Jahre und argumentiert dann immer wie toll und sinnvoll das Investment in X oder Y ist.
Was mir hier auffällt ist, dass diese Statement-Posts immer dann besonders oft vorkommen, wenn der Markt generell (wie aktuell) auf einem extrem hohen und guten Werteniveau steht. Logisch – dann sehen die Statistiken ja auch am besten aus…
Während der Pandemie gab es ja durchaus Phasen, wo man überhaupt nicht sicher war ob man lieber an der Seitenlinie stehen sollte (weil weiter fallende Kurse, Griff ins Messer etc.) oder aktiv investieren sollte um das niedrige Kursniveau mitzunehmen und natürlich erleichtern Sparpläne einem diese Entscheidungen enorm. ABER: Während der Zeit, wo die Aktien im Abwärtstrend waren, habe ich überhaupt kaum solche „hätte ich in den letzten x Jahren y gemacht, dann wäre z passiert“ wahrgenommen, was für mich auch nicht verwunderlich ist – denn zu diesen Zeiten hätte das Ergebnis ganz anders ausgesehen.
Was ich damit eigentlich sagen möchte: Ich freue mich für jede(n), der/die unbeschadet das Depot durch einen Crash mit anschliessender Erholung gesegelt hat und mit Plus am Ende da steht. Wir haben uns allerdings in den letzten 10-20 Jahren an extrem harte Crashs mit schnellen Erholungen gewöhnt, wodurch immer kurzfristig Chancen entstanden sind. Das bedeutet aber nicht, dass der nächste „Crash“ nicht schleichend über x Jahre geschehen kann und die Erholung auch y Jahre dauert, um auf ein bestimmtes Vor-Niveau zu kommen und unter dieser Annahme sind die Strategien z.B. mit Dividenden Aktien langfristig auf stabile Renditen zu setzen völlig anders zu bewerten als in den Szenarien, die wir in den letzten paar Jahren erlebt haben.
Ich nehme mir überhaupt nicht heraus zu sagen, dass etwas richtig oder falsch bzw. besser oder schlechter ist – aber im Nachhinein kann man immer sagen, was aus Renditesicht besser gewesen wäre, aber es gibt NIE eine Garantie, dass sich die Erfahrungen wiederholen.
jm2c als nicht mehr ganz so junger aber begeisterter bisher stiller Mitleser 😉
@ Kuma
Eine Dividende macht ein Unternehmen nicht per se „sicher“ und eine sehr hohe in Vergleich mit Anderen Unternehmen ebenfalls schon gar nicht.
Ein sicheres Unternehmen würde ich eher im Bereich der Slowgrower sehen, dass natürlich gute Cashflows erzielt und als Slowgrower eine sehr niedrige Bewertung aufweist.
Das können Infrastruktur Firmen, oder auch Nahrungsmittel usw. sein. Als Value Investor ist ein Einstieg vielleicht interessant wenn eine Firma zu dem Kaufzeitpunkt günstiger als im Mittel ist, also fair bewertet zu sein scheint. Das ist bei Slowgrowern besonders wichtig, da Wachsen in eine hohe Bewertung entsprechend viel Zeit kostet.
Für wen sind solche Unternehmen interessant? Da kannst Du wieder meinen alten Beitrag ansehen. Falls ein junger Investor einen langen Anlagehorizont aufweist sollte er selbstverständlich nicht ausschließlich in Slowgrower investieren.
Es ist natürlich in Hinblick auf Total Return besten wenn man ausschließlich in Unternehmen investiert, die in den nächsten Jahren 20-30% pro Jahr wachsen. Hier ist der Einstiegszeitpunkt auch nicht wesentlich. Diese Unternehmen haben allerdings einen hohen Preis, der ein hohes Wachstum einfordert. Falls es nicht dazu kommt so haben diese Aktien natürlich ein entsprechend höheres Rückschlagpotenzial. Geschenkt gibt es schließlich nichts.
Zu Total Return:
Ich habe in den letzen 4 Jahren mehr Aktien gekauft, als ich netto verdient habe. Die FU lag dabei auch nicht allzuweit entfernt. In der Situation erschien mir Infrastruktur interessanter als hohes mögliches Wachstum. Jetzt habe ich eine solide Basis aufgebaut, auch mit ETFs und habe langsam genug an solider Basis. Ich kaufe aktuell eher Wachstumswerte. Falls sich die Wirtschaft weiter erholt werde ich mit den Wachstumswerten viel Freude haben. Wenn nicht habe ich eine ausreichend hohe Basis.
Im Zentrum des Corona Tiefs, leider noch immer um die 15% vom Tief entfernt, habe ich für 70k€ weitere Aktien und ETFs gekauft. Ich habe
dabei leider drei Aktien erwischt, die noch etwas vom Tief entfernt waren wie RDS, Fraport und IAG. Für mich steht der Aufbau von Vermögen in Aktien noch vor Total Return.
Ich finds müßig die Diskussion bei Null anzufangen. Gerd Kommer hat in seinem Index-Buch in mehreren Abschnitten argumentiert mit welchen Strategien Privatanlegern mit Stockpicking unterlegen sind. Wir können gerne drüber diskutieren welches seiner Argumente nicht halten oder ob es neue Erkenntnisse gibt. Alles andere find ich langweilig.
Liebe Dividenden-Jäger, ihr seid nicht gierig genug, Hype-Train-Momentum ist der Shit. CTSO Kauf bei 3, Verkauf bei 9, Bitcoin Kauf bei 5000 Verkauf bei 45000, Gamestop Kauf bei 30, Verkauf bei 220.
Hallo Kuma,
einige Punkte aus deinem Post möchte ich gern aufgreifen und noch einige Worte dazu verlieren.
Für ein Portfolio mit unterschiedlich gewichteten Positionen und zusätzlich schwankender Depotgröße, ist meiner Meinung nach der IZF deutlich aussagekräftiger als TTWROR. In der überwältigenden Mehrzahl der Depots, wie auch in meinem, wird es so sein, dass die Depotgröße über die Zeit anwächst. Die Folge daraus ist, dass sich die Performance letzten Jahre deutlich stärker auf die Depotgröße auswirken wird, als die der ersten Jahre. Diesem Umstand wird bei TTWROR nicht Rechnung getragen, beim IZF hingegen schon.
Hierzu ein paar weitere Zahlen aus meinem Depot:
Es geht um mein Investment in Viatris, die ersten 14 Stück habe ich am 11.09.2020 als spin-off von Pfizer herhalten, zu einem Kurs von 12,88€. Der Kurs ist bis zum 03.05.2021 auf 11,15 € gefallen, zu diesem Zeitpunk wurden 333 Stück nachgekauft. Heute steht der Kurs bei 12,49€.
Es ergeben nun folgende Renditen:
TTWROR: -5% (12,88€ –> 12,49€, Zufluss von Kapital wird nicht berücksichtigt)
IZF: 200% (Zufluss wurde berücksichtigt)
Absolute Performance: 10% (3954€ –> 4335€)
Würde man nun TTWROR zur Bewertung des Investments heranziehen, so wäre Viatris ein schlechtes Investment, real konnten aber Kurssteigerungen erzielt werden.
Anhand des Vergleiches zwischen IZF und TTWROR kann ich keine ungünstigen Einstiegszeitpunkte erkennen. Viel mehr ist es so, dass für einen Betrachtungszeitraum, größer eines Jahres, die durchschnittliche Rendite pro Jahr (IFZ) niemals höher sein kann als die Gesamtrendite über den Betrachtungszeitraum (TTWROR), dies ist mathematisch schlichtweg nicht möglich.
Nun noch zum TTWROR von 54% des MSCI World seit dem 01.01.2019, diese Rendite hätte ich nicht erzielen können, schlichtweg aus dem Grund, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht über das Kapital verfügt habe, welches sich heute im Depot befindet. In einem steigendem Markt kann die komplette Rendite nur erzielt werden, wenn die komplette Investition am Anfang stattfindet.
Im Endeffekt geht es allerdings um die Bewertung der eigenen Investments und da ist jeder selbst in der Verantwortung.
Grüße
GZ
Ich finde es gut, dass es verschiedene Anlagestile gibt. Die einen mögen im Schnitt erfolgreicher als andere sein, aber viel wichtiger ist es doch, den bevorzugten Anlagestil wirklich durchzuhalten, in guten wie in schlechten Zeiten. Investieren im realen Leben gibt es nicht unter Labor Bedingungen.
Hauptsache ist, man ist überhaupt investiert und wenn einem ein höherer Cashflow gegenüber geringerem Wachstum dabei hilft, dann ist das so ok.
Genauso kann ich verstehen wenn man eine „handverlesene“ Auswahl gegenüber eine großen Korb bevorzugt und man für sich wirklich weiß, was man hat.
Auch hier kann es in schwierigen Zeiten helfen, wenn man eine direkte Beziehung zu den einzelnen Werten anstatt eine anonyme Masse hat.
„Richtig“ ist, was einen mehrere Jahrzehnte durchhalten und gut schlafen lässt, auch wenn man dabei nicht den ersten Platz in irgendwelchen Bestenlisten erreicht.
@Catamaran
Kommers Buch hat mir gefallen, aber es fehlten einige Aspekte in dem Buch. Verschiedene Lebensphasen und auch Entnahmestrategien konnte ich dort leider nicht entdecken. Die Ansparphase wurde auch nicht besonders behandelt. Für mich wirkte das Buch ein wenig wie eine Anleitung für die Vermögensverwaltung. Ein junger Mensch erhält ein Vermögen und legt es nach dem Buch an und führt jährlich Rebalancing durch. Ansonsten finde ich ETFs ebenfalls sehr gut, wenn nicht die einfachste Möglichkeit über alle Lebensphasen hinweg Geld zu investieren und zu entnehmen.
Nach Anton Kreil sollte man „indifferent to money“ sein, wenn man erfolgreich werden möchte. Ich habe fast keinen materiellen Bezug mehr zu Geld, aber Geld bleibt für mich als ein Wertspeicher für Zeit bestehen. Vielleicht sieht es Anton ein wenig ähnlich, schließlich sagt er auch, dass Deine Karte Dir am ATM anzeigt ob Du erfolgreich bist. Ist vermutlich nur im übertragenen Sinne gemeint, da das Geld investiert sein sollte. Aber zurück zum Geld als Wertspeicher für Zeit. Nicht nur für mich ist Zeit relativ und der Nutzen ist ebenfalls nicht linear. Wenn der Speicher einen Stand hat, der einem ein Leben nach den eigenen Wünschen weitgehend ermöglichen kann, welchen Wert hat dann ein Stand mit der doppelten Zahl? Bei so einem Stand macht es für mich schon Sinn defensiver zu investieren. Man hat schließlich mehr zu verlieren als zu gewinnen. Ich empfinde diesen Zustand auch als positiv, da er anzeigt, dass man mit seinem Leben sehr zufrieden ist. Wenn man dann weiterhin Geldüberschusse erzielt kann man auch wieder frei nach optimalen Chance Risiko Profil investieren.
Ich sitze hier gerade in der Sonne auf meiner Terrasse mit Blick in die Berge. Gestern waren wir in meinem Lieblingsrestaurant essen und es viel mir nichts ein was man besser machen könnte. Mehrmals gut essen gehen Nacht mir keinen Spaß, oder Frühstück oder ein Mittagsmenü außerhalb wahrzunehmen. Ich habe hier bereits viele Freunde getroffen und wir haben sehr schöne Abende verbracht. Das war weitgehend im privaten Umfeld und ich konnte so auch Einblicke in Architektur und Landschaft erhalten. Es sind noch weitere Treffen geplant.bich freue mich schon sehr darauf.
Hallo GZ,
ich verstehe vollkommen, dass Dir der IZF als Deine kapitalgewichtete Rendite sehr wichtig ist. Wenn ich (oder jemand anderes) aber von außen auf Dein Depot schaut, dann interessieren mich Deine Kaufzeitpunkte und Dein genereller Kapitaleinsatz nicht die Bohne, sondern ich will die Qualität Deiner Assets beurteilen können. Das geht nur mit der TTWROR und das ist im Übrigen auch gesetzlich so vorgeschrieben.
Wenn ich heute ein Depot starte und meine erste und einzige Aktie morgen um 1% steigt, dann habe ich einen fünfstelligen internen Zinsfuß. Das ist zwar beeindruckend, hat aber keinen Mehrwert für eine Beurteilung der Depotqualität.
Oder anders gesagt: Wenn einer eine gute Aktie schon im Januar 2020 hatte und ein anderer hat die gleiche Aktie erst zum Coronatief im März 2020 gekauft, dann hat der eine zwar mehr Geld gemacht (höherer IZF), aber im Vergleich von außen ist für mich das eine Portfolio nicht besser als das andere, wenn das jeweilig einzige Asset das gleiche ist.
Wie gesagt gleichen sich IZF und die annualisierte Rendite nach TTWROR im Laufe der Zeit an, deshalb sagte ich, dass Du mir Deinen IZF nach 5 Jahren gerne nennen kannst. Nach 2,5 Jahren interessiert er mich von außen betrachtet noch nicht. Du darfst ihn aber gerne kennen und wertschätzen.
Zum Thema Einkaufszeitpunkte: Du hast recht, dass man natürlich ein Urteil nur dann fällen kann, wenn man den jeweils gleichen Jahreszeitraum vergleicht. So hast Du beispielsweise in 2019 Einzelaktien sehr günstig eingekauft (IZF>TTWROR) aber ETFs eher ungünstig (IZF<TTWROR). Das ist aber eine akademische Betrachtung und sollte keinesfalls Kritik sein. Markettiming ist eh weitestgehend Glücksspiel.
Zum Thema Rendite MSCI World: Zeitgewichtet hättest Du Rendite schon bekommen können, kapitalgewichtet natürlich nicht. Wenn ich aber Dein Depot mit dem MSCI World vergleichen möchte, schneidest Du schlechter ab. Das muss ja nicht so bleiben, ist aber derzeit so.
Kleiner Tipp: Ohne Tech-Aktien wirst Du es nicht schaffen…
Grüße
Kuma
@Kiev: die komplette Gleichgültigkeit von Geld habe ich noch noch nicht erreicht. Vielleicht, wenn meine Lawine mal nicht nur mittelgroß, sondern so groß wie Matthias Lawine geworden ist.
Du hast es aber im letzten Absatz schön beschrieben, auf was es im Leben ankommt und was Freude bringt. Großartige Materielle Güter werden es bei mir in diesem Leben auch nicht mehr werden. Der Wechsel von einer mittelgroßen zu einer großen Lawine wird mich sicher noch etwas mehr mit Ruhe erfüllen, ab diesem Punkt stelle ich mir eine weitere Steigerung der Zufriedenheit dann auch schwierig vor.
Geld als gespeicherte Zeit ist für mich etwas kurz gefasst, auch wenn Zeit schon viel abdeckt. Kurzgefasst hat man mit mehr Geld in vielen Lebensbereichen einfach mehr Möglichkeiten Probleme zu lösen, auch wenn sich natürlich nicht alle Probleme mit Geld lösen lassen. Man ist für vieles im Leben mit entsprechendem Kapitalpolster besser gewappnet. Deshalb ist für mich der persönlich mit Geld assoziierte Begriff Oberbegriff eher Sicherheit.
Die ganz riskanten Wetten strebe ich dabei nicht mehr an und Wetten mit Totalverlustrisiko sowieso nicht. Dafür habe ich dann doch zu hart für meine mittelgroße Lawine arbeiten müssen. Damit laufe ich jedoch scheinbar gegen den Trend. Yolo ist angesagt, Small Cap Aktien & Kryptos werden zu Lotterielosen und man wird reich oder hat nur mal eben ein paar tausend Euro verloren.
Darüber hinaus wird immer öfter in Foren gefragt, wieso man denn nicht sichere Welt-ETF heben sollte
https://www.wertpapier-forum.de/topic/61576-mehr-rendite-im-core/
https://www.reddit.com/r/Finanzen/comments/nmxym7/asset_allocation_100_rk3_4_oder_sogar_%C3%BCber_100/
und es haben mich noch nie so viele Kollegen und Bekannte in den letzten Monaten gefragt, wie man denn nun ein Depot eröffnet und in Aktien anlegt.
Einerseits freut es mich, gibt mir dann aber schon zu denken, wer denn beim nächsten größeren Rücksetzer wirklich die Nerven behält.
@Kiev: für mich steht Geld eher für erweiterte Möglichkeiten, die wiederum zu mehr Sicherheit führen. Die eigene Zeit nicht mehr gegen Geld tauschen zu müssen oder gegen Geld die Zeit/Fertigkeiten von anderen Personen in Anspruch nehmen zu dürfen ist für mich nur ein Teilaspekt.
Ich habe geschätzt erst die Hälfte des Wegs dahin geschafft. Doch wenn die zweite Hälfte der Wegstrecke erreicht ist, erwarte ich auch keinen Zugewinn mehr in dem Gefühl, wenigstens finanziell abgesichert zu sein.
Das was dann wirklich Freunde bereitet, wie du in deinem letzten Absatz recht gut beschreibst, kann man dann doch nicht kaufen und ist auf anderem Wege zu erwerben.