Hier ein weiterer Gastbeitrag von Mike.
Schatz ich habe eine Firma gekauft oder die Story vom Goodwill oder Firmenwert
Vorab der übliche Disclaimer, keine Anlageberatung, keine Rechtsberatung, keine Steuerberatung, keine Empfehlung zum An und Verkauf von Wertpapieren. Was ihr aus den Infos macht ist eure Sache.
Jetzt aber zur Sache:
Neben Rückstellungen sind Abschreibungen ein Schlagwort, welches immer wieder Ergebnisse von Konzernen verhagelt. Während die normalen Abschreibungen auf Maschinen und Gebäude planbar sind, verhageln meist die außerplanmäßigen Abschreibungen auf Firmenwerte oder im Zusammenhang mit im Rahmen von Firmenkäufen erworbene immaterielle Vermögensgegenstände das Ergebnis. Wir denken zum Beispiel an Kraft Heinz.
Firmenwerte oder Goodwill also.. wie entstehen diese?
Wir befinden uns auf Ebene der Konzernbilanz. Wir unterstellen, der Einfachheit halber, das eine Gesellschaft die andere kauft. Steuerliche Aspekte lassen wir außen vor. Das ganze ist stark vereinfacht dargestellt.
Eure AG kauft die A-GmbH. Das Eigenkapital der A-GmbH ist 50 ihr bezahlt dafür 100. Die überschießenden 50 sind also der Goodwill.
Ganz so einfach ist es leider nicht. Bevor der Goodwill ermittelt wird, gibt es es erstmal eine Purchase Price Allocation. Vereinfacht gesagt, werden alle Vermögensgegenstände und Schulden auf ihren richtigen Wert hin geprüft und mit diesem Fair Value dann in der Konzernbilanz angesetzt.
Unterstellen wir, die A GmbH hat ein Grundstück in München, welches mit 10 in der Bilanz steht, aber der Fair Value wären 20. Dann wird in der Konzernbilanz das Grundstück dementsprechend auch mit 20 Euro angesetzt.
Ferner hat die A-GmbH langfristige Kundenverträge welche einen Wert darstellen. Dafür gibt es komplizierte Berechnungsmodelle. Auch hier sagen wir, das diese 10 wert sind.
Dann hat die A-GmbH noch eine Marke unter der sie Ihre Produkte vertreibt. Auch diese hat einen gewissen Wert. Wir sagen jetzt einfach mal 5. Auch hier nochmal den Hinweis auf Kraft Heinz und die Abschreibungen auf Marken.
Das Spiel kann man noch weiter spielen mit vorteilhaften Verträgen, Schulden, Patenten etc.
Das Beispiel in Zahlen:
Kaufpreis | 100 |
Zu verteilen auf | |
Eigenkapital | 50 |
Mehrwert Grundstück | 10 |
Kundenverträge | 10 |
Marke | 5 |
Rest (Goodwill) | 25 |
Ihr sehr also, der Goodwill ist wirklich das, was ihr On Top noch bezahlt um die Firma zu kaufen. In unserem Beispiel 25. Dafür gibt es Annahmen, wieviel Geld ihr zukünftig durch den Kauf verdient. Diese Planrechnungen werden jährlich in einem sogenannten Impairment Test überprüft.
Wieder ein vereinfachtes Beispiel:
Die A-GmbH stellt hochwertigen Waren her, kann aber den Vertrieb nicht so stemmen. Eure Annahme ist, eurer Vertrieb ist international besser aufgestellt und hat mehr Mitarbeiter. Ihr könnt also den Absatz steigern und damit Skaleneffekte im Einkauf möglich machen..
Leider stellt sich nach 2 Jahren heraus, die Produkte sind so erklärungsbedürftig, das der Vertrieb das nicht erfolgreich umsetzen kann. Dann sind die Annahmen unter denen ihr bereit wart, den Goodwill von 25 zu bezahlen nicht mehr gegeben und der Wirtschaftsprüfer wird eine Abschreibung verlangen.
Und schon ist euer Ergebnis dahin.
Wichtig ist es sich zu merken.
Der Goodwill ist nicht das was ihr mehr bezahlt als das Eigenkapital sondern das was mehr ausgegeben wird, nachdem alle Vermögensgegenstände und Schulden fair und zu Marktpreisen bewertet worden sind. Dabei werden auch Dinge bewertet ,die vorher vielleicht nicht zu bilanzieren waren.
Als Beispiel ist ein deutscher Dax Konzern zu nennen, welcher Managementverträge mit 2 Millionen Euro und Kundenbeziehungen mit 598 Millionen in der Bilanz ansetzt nach Abschreibungen (Stand 31.12.2020).
Interessanterweise ist das Eigenkapital zum 31.12.2020 26.023 Millionen Euro wert, während die bilanzierten Firmenwerte 26.599 Millionen Euro sind.
An sich nicht schlimm, aber eine Zahl die man beachten sollte bei der Einschätzung der Firma.