Am 31.12. bin ich spontan für eine Woche nach Georgien geflogen. Georgien liegt im Kaukasus und grenzt an das schwarze Meer, Russland, Türkei, Armenien und Aserbaidschan. Die Hauptstadt mit über einer Million Einwohner ist Tiflis. Die spannendsten Reiseländer sind (aus meiner Sicht) die, welche die üblichen Touristen nicht auf der Karte haben. Land und Leute haben sich nicht dem Massentourismus angepasst und man kann an allen Ecken und Enden überrascht werden.
Georgien als solches war mir zwar ein Begriff, aber mehr als Heimatland von Stalin und Schewardnadse bzw. aus dem Kaukasuskrieg 2008. Im Grunde hatte ich also keine wirkliche Ahnung was mich erwartet. Ich war nun auch nur in der Hauptstadt aber die hat Lust auf mehr gemacht.
Allem voran die Georgische Küche .. Chatschapuri könnte ich jede Tag essen, bei Käse habe ich gedacht ich kenne schon alles nur um mich dann durch Sulguni eines besseren belehren zu lassen. Mit Chinkali kann man jeden ins Fresskoma befördern. Und damit hab ich die Nationalspeisen nur angeschnitten. Man kann in einer Woche nicht alles essen was die georgische Küche ausmacht, was wohl bedeutet das ich nochmal hin muss.
Ich hatte auch keine Ahnung, daß Georgien ein Weinland ist. In Tiflis gibt es aber dutzende kleine Weinbars wo man aus unzähligen georgischen Weinen auswählen kann. Süßspeisen schneide ich mal gar nicht an.
Georgien ist für europäsche Verhältnisse „billig“. Ein Abendessen für zwei Personen inkl. Getränke bekommt man schon für 10 Euro. In Supermärkten muss ich mich anstrengen mein Geld loszuwerden und ich habe in einer Woche kaum 150 Euro ausgegeben inkl. Taxis.
Mit Englisch kommt man hervorragend durch und überall gibt es freies WLAN. Die Infrastruktur (zumindest in Tiflis) funktioniert prima wenn man mal von den vielen Staus absieht. Die Georgier waren mir gegenüber freundlich aber auch zurückhaltend. Man wird kaum angesprochen geschweige denn in Touristenfallen gelockt.
Alleine Tiflis ist schon eine Reise wert. Die Architektur ist geprägt von neoklassizistischen Häusen die kaum renoviert aber bewohnt sind. Verwinkelte Gassen, kaputte Fassaden, kleine Innenhöfe, dazwischen Neubauten mit moderner Architektur und wieder Wohnhäuser die so aussehen als ob sie jeden Moment in sich zusammenbrechen. Dutzende Kirchen, ein Bäderviertel mit heißen Schwefelquellen, Paläste, Denkmäler usw. Die Sowjetunion hat auch ihre Spuren hinterlassen und man findet überall Hinweise auf die zweckmäßige, kommunistische Bauweise.
Kneipen wie ich sie mir auch oft bei uns wünschen würde, gehobene Gastronomie und sehr einfache lokale Restaurants, westliche Kaffeeketten und versteckte Bars ins historischen Kellern .. jeder Geschmack wird irgendwie bedient.
Vor allem aber wird man (als Europäer) mal wieder auf den Boden der Tatsachen befördert. Die Einkommen sind gering. Der Verkehr ist massiv chaotisch. Nachmittags ist die Stadt ein einziger großer Stau und kein Auto ohne Kratzer und Beulen. Die Straßen sind teilweise nicht als solche zu bezeichnen und alles dauert etwas länger. Man übt sich aber in Geduld und ist tolerant und kommt trotzdem vorwärts.
Wer also Paris, London, Rom, Prag usw. schon gesehen hat und etwas langweilig findet sollte sich mal 4 Stunden in den Flieger setzen und dem Kaukasus nen Besuch abstatten.
Und um die Kurve zum Geld zu bekommen .. auf den georgischen Lari gibts derzeit 7,5% Zinsen .. na wenn das mal kein Grund ist?
Danke für den Bericht, freue mich jedes mal, wenn ich einen neuen Beitrag sehen 😉