Letzte Woche habe ich mich aus meiner Komfortzone bewegt. Ich war mit einer Jugendgruppe auf einer Freizeit. Wir sind vom Schwarzwald zum Bodensee geradelt und ich war quasi der Fahrradmechaniker und teilweise der Tourguide.
Übernachtet haben wir in Naturfreundehäusern, auf Campingplätzen und auf Pfadfindergeländen. Also im Zelt auf ner Isomatte. Abends haben wir essen mit dem Gaskocher gemacht und alles war sehr basic aber auch sehr lustig.
Zelten finde ich generell gut, wenn das Wetter passt .. also es warm ist und nicht dauernd regnet.
Vorurteile habe ich eher gegen die Benutzer von Campingplätzen.
Diese wurden teilweise bestätigt aber auch teilweise widerlegt.
Zuerst muss ich sagen, alle Menschen die ich auf den Plätzen getroffen habe waren sehr freundlich. Man hat sich nett gegrüßt, die Tür aufgehalten und generell Rücksicht aufeinander genommen.
Was mir allerdings nicht so in den Kopf geht:
Warum kaufen Menschen Wohnmobile und Wohnwagen um sich dann auf den Campingplatz zu stellen. Viele dieser Fahrzeuge die ich gesehen habe kamen mir sehr luxuriös vor, nahezu alle standen da mit Vorzelt, mache hatten sogar Zäune, Fahrradständer und andere Dinge aufgestellt und mir schien es so, als ob der halbe Hausrat mitgeschleppt wurde.
Eine Dame habe ich beim putzen des Wohnmobils beobachten, mit der Zahnbürste, soll ja auch alles sauber sein.
Auf einem Campingplatz musste man für die Benutzung der Dusche 50 Cent pro 2 Minuten bezahlen und das WLAN war auch nicht kostenlos. ,
Man steht generell sehr eng aufeinander und hat wenig Privatsphäre, am Morgen verrichtet man sein Geschäft mit 5-10 Leuten gleichzeitig in den anderen Toiletten.
Alles soweit okay wenn man mit engem Budget unterwegs ist, wandert, Rad fährt usw.
Für so einen Camper gibt man aber ja zwischen 50k und weit mehr aus. Während eine nette Ferienwohnung für wahrscheinlich so 100 Euro pro Nacht zu haben ist. Quasi 500 Nächte in der FeWo für einen 50k Camper. Zusätzlich kommt dann ja auch noch die Gebühr des Campingplatzes dazu, diese dürfte auch so zwischen 20 und 50 Euro pro Nacht liegen.
Dann ist man mit dem Camper ja auch noch eingeschränkt. Wenn man eine Woche auf nem Platz ist kommt man ja nicht mal eben so weg .. also für nen größeren Ausflug. Man baut ja nicht alles Morgens ab und Abends wieder auf.
Allgemein lag die Quote der Camper und Campingwagen auf den Plätzen die ich besucht habe gefühlt bei 95%. Zelte hat man wirklich nur vereinzelt gesehen obwohl das Wetter wirklich super war.
Seis drum .. vielleicht kann mich ein Leser erleuchten was ich da übersehe?
Zwei Nächte waren wir auf privaten Plätzen. Da waren wir komplett alleine, also nur unsere Gruppe. Das hat mir mit Abstand am besten gefallen. Man konnte sich ausbreiten und keiner hat geguckt was wir machen. Es war Nachts super still, wir konnten Lagerfeuer machen und alles hat sich ein bisschen mehr nach zelten wie in der Jugend angefühlt.
Schade, dass zumindest das Wildcampen, für Leute nur mit Zelt, in Deutschland verboten ist. Ich könnte mir sonst durchaus vorstellen mehr mit dem Zelt unterwegs zu sein.
-Der größte Vorteil ist aus meiner Sicht die Flexibilität. Das Wohnmobil steht voll ausgestattet vor der Tür, wir packen nur Kleidung und Lebensmittel rein und los geht es. Wir buchen nahezu nie etwas vorher. Wir entscheiden uns auch je nach Wetter spontan dazu, ein anderes Ziel anzufahren. Außerdem, kein stundenlanges suchen nach der besten Ferienwohnung/Hotel und dann noch den Flug, und den Mietwagen…. Das hat mich wirklich vorher genervt. Wir machen auch viel öfter Kurzurlaub, auch zwei Nächte am WE reichen.
-Wir fahren häufig nach 1 bis 2 Tagen weiter. Dadurch lernt man eine Region vollständiger und besser kennen, als wenn man in einem Ferienhaus wohnt.
-Kosten bekommt man vermutlich nicht so schnell wieder rein, da hast du recht, aber mit 3 Kindern vermutlich etwas schneller als zu zweit. Allerdings behalten Wohnmobile recht lange einen erstaunlichen Restwert, man bekommt auch noch für ein 20 Jahre altes noch gut Geld. Also geht deine Rechnung nicht ganz auf.
-Wenn man generell den ganzen Urlaub an einem Ort verbringen möchte, ist das Wohnmobil die falsche Wahl, stimme ich dir zu.
-Neben Campingplätzen stehen wir auch viel auf zentrumsnahen Stellplätzen und auch bei Winzern/Landwirten. Wenn man sich traut, kann man auch frei stehen.
Das sind so unsere Gründe für ein Wohnmobil.
AJ hat schon einige Punkte genannt.
Zusammenfassend: maximale Freiheit.
Wir sind gute 100 bis 150 Tage im Jahr unterwegs – vom Kurzurlaub in unmittelbarer Nähe bis zum mehrwöchigen Europatrip.
Das Ganze bei maximalem Komfort zu minimalen Kosten.
Naturnah, unkompliziert und mit häufig sehr netten Kontakten. (Und mein Home-Office ist immer dabei.)
Wir haben Gegenden kennen- und schätzen gelernt, die wir sonst nie bereist hätten.
Für Kinder gibt es nichts Besseres. Sie können den ganzen Tag unbeaufsichtigt herumstromern und finden schnell Anschluss.
Hinsichtlich der Privatsphäre liegst Du falsch.
Die Bandbreite des Angebots geht heute von der naturbelassenen Wiese bis zum Luxusstellplatz mit eigenem Privatbad. Teilweise auf dem gleichen Campingplatz. Einige wenige Spitzenplätzen bieten sogar einen eigenen Pool am Stellplatz.
Insofern kann jeder nach seinen individuellen Bedürfnissen reisen.
Deutsche Plätze sind leider oft durch Dauercamper und, meiner Meinung nach, unzeitgemäße Infrastruktur/Preismodelle geprägt. Das Ausland ist da deutlich weiter.
Hinsischtlich der Kosten: sicher ist in unserem Reisegefährt viel Geld gebunden. Aber den Vorgänger unseres aktuellen Caravans konnten wir nach dreijähriger Haltezeit mit gut 10% Gewinn verkaufen.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der Neuerwerb ab Bestellung bis zur Lieferung gut 5% teurer wurde.
Unterm Strich ist Campen aber immer noch ein vergleichsweise günstiger Urlaub, vor allem wenn man viel unterwegs ist. Aber Sparen steht für mich ohnehin nicht im Vodergrund.
Wenn es darum ginge, bliebe ich am besten zu Hause. Da ist es noch am günstigsten.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das Thema Privatsphäre mit einem Camper besser ist…
Es kommt halt sehr aufs Nutzungsverhalten an, ob sich so ein Gefährt lohnt. Wenn es 49 Wochen nur auf dem Parkplatz steht (womöglich auch angemietet), dann kann man sich schon fragen, ob es das sein muss. Aber das ist halt auch eine Lifestyle-Entscheidung und wird wahrscheinlich ähnlich emotional diskutiert, wie das eigene Haus. Wir haben uns für letzteres entschieden und gar nicht mehr so den Drang, wegzufahren. Aber die Vorstellung, mit so einem Camper die Welt zu erkunden, ist schon reizvoll. Wahrscheinlich romantisiere ich das aber arg
Meine Schwiegereltern haben sich nach Abzahlen des Hauses ihren Lebenstraum verwirklicht – ein Wohnmobil. Sie nutzen es ziemlich intensiv (ca. 6 Wochen pro Jahr plus div. Wochenenden) dafür, dass sie beide noch berufstätig sind. In 2 Jahren gehen sie in Rente und wollen erstmal 8 Wochen Skandinavien unsicher machen.
Großer Vorteil: sie haben ihre E-Bikes dabei (Sonderanfertigung, ~200 km Reichweite) und erkunden so die Umgebung der Campingplätze recht weiträumig. Ich selbst würde so ein Gefährt auch nicht haben wollen aktuell. Wer es intensiv nutzt und sich genau so einen Urlaub vorstellt, wird aber anders nichts Vergleichbares erleben können mMn.
Hier wurden schon viele Beweggründe genannt. Ich, als Wohnwagenbesitzer, kann noch beitragen, dass man vorort sehr wohl mobil ist, da das Zugfahrzeug weiterhin einsatzfähig ist, während der Wohnwagen aufgebaut am Platz bleibt. So lässt sich wunderbar bequem und wetterfest die Gegend erkunden. Und Wohnwagen erzeugen im Vergleich zu Wohnmobilen dank der fehlenden Motoreinheit weniger Unterhaltskosten und sind wertstabiler.
Gerade Städtetripps sind mit Camper deutlich preiswerter als die Hotelvariante.
Ich kann die Gedanken nachvollziehen. Ist eben ein Lifestyle-Ding. In anderen Ländern auch wieder komplett anders. In den USA campen ist ein himmelweiter Unterschied zu Deutschland. Dort gibt es wirklich noch Natur, die naturbelassen ist und den nächsten Camper sieht man im Idealfall nicht.
Als ich in Schweden mit einem geliehenen Camper unterwegs war, habe ich eine Familie mit 3 Kindern gesehen, die mit Zelt und Fahrrädern unterwegs waren, das hat mich beeindruckt.
Beste Grüße
Klaus
Ich bin auch eher Typ Zelt oder Ferienwohnung und verstehe den Reiz vom Camper/Van nicht. Im Prinzip kann das ja auch jeder nach Geschmack machen, allerdings hat so stark zugenommen, dass das Flair auf Campingplätzen sich sehr verändert hat. Die Camper nehmen viel mehr Platz ein, sowohl total als auch pro Person. Und es gibt inzwischen auch Plätze nur für Camper.
Danke @All für euren Input .. da sind wirklich diverse gute Gründe dabei so einen Urlaub zu machen die ich alle so nicht bedacht habe ..