Dividenden Blog

18. Oktober 2024

Antworten zu Trottel F.I.R.E.

Unter dem letzten Beitrag kamen jeden Menge Fragen zusammen. Hab ich mir gedacht ich mach nen extra Beitrag.

Erst mal Danke für alle eure Wünsche und euer nettes Feedback!

Was sagt dein persönliches Umfeld (Freunde & Familie) zu deinem Schritt?

Die sind gespannt wie das für mich wird. Ich glaube manche dachten nicht dass ich das mache. Das ich das vorhabe wussten die meisten schon ne ganze Zeit. Negatives Feedback habe ich aber nicht bekommen.

Was erzählst du auf der nächsten Party auf die Frage nach deinem Job?

Ich glaube das entscheide ich spontan. Aber wahrscheinlich sage ich das ich Privatier bin und ab und zu ein paar Freelance Jobs mache.

Wirst du immer wieder nachrechnen, ob es reichen wird?
Wirst du da komplett tiefenentspannt?
Ändert sich deine Sicht auf FIRE als praktizierender Trottel?

Ich glaube die ersten Jahre auf jeden Fall. Tiefenentspannt bin ich nicht. Ich denke das kommt irgendwann wenn ich sehe, dass es funktioniert. Mal sehen ob sich die Sicht ändert .. kann ich aktuell nicht absehen.

Ich gratuliere Dir auf jeden Fall zu Deiner Entscheidung.
Ich denke, Du hast alles richtig gemacht.
Und natürlich wird das funktionieren, da bin ich mir ganz sicher, ich lese Deinen Blog ja schon länger.
Aber das weißt Du ja im Grunde selbst, oder nicht?


Tief in mir schon .. aber dann kommen immer wieder Zweifel oder ich lande in Gedankengängen die in irgendein unwahrscheinliches Szenario führen und mich verunsichern. Ich denke mehr Sicherheit kommt mit der Zeit.

Was hat dich bewegt zum Ende des Jahres zu kündigen?
Waren es äußere Einflüsse oder ein Vorfall in der Firma, der dir nicht so gefallen hat?

Unter anderem eine Ankündigung die ich vor 10 Jahren gemacht habe. Dann ist das wirtschaftliche Umfeld schwierig geworden. Die Firma spart, Kurzarbeit, Kollegen werden aufgefordert zu gehen, der Ton ist rauer geworden und die Firma wurde verkauft. Viele Leute mit denen ich gerne zusammengearbeitet habe sind nicht mehr da. Die Firma ist bürokratischer geworden. Es gab keinen einzigen Auslöser .. aber es kam einiges zusammen.

Oder hat sich so langsam die Erkenntnis verfestigt, dass das Geld sowieso sicher reicht, egal was kommt.


Soweit bin ich noch nicht .. ich bin zuversichtlich .. aber nicht sicher.

Du könntest doch alleine schon von deiner SEO Nebentätigkeit leben, oder habe ich das falsch in Erinnerung?

Aktuell könnte ich das. Aber ich rechne nicht damit, dass dies immer so bleibt. Auch möchte ich mich nicht der Pflicht aussetzen weiterhin neue Jobs an Land zu ziehen. Wenn was reinkommt .. gut. Wenn nicht .. dann soll es nicht zum Zwang werden.

Was ich allerdings bei Vielen nicht begreife … hier haben manche ne halbe Million und noch mehr
Was gibt es da für ein Problem mit arbeiten aufzuhören.


Ich denke jeder hat einen anderen Lebensstil und andere Ansprüche. Manche haben Familie und Kinder und haben damit auch mehr Kosten. Kommt sicher auch drauf an wo man lebt und ob man Miete zahlen muss oder nicht.

Habt ihr weitere Fragen?
Dann gerne in die Kommentare .. und ich werde die Antworten hier ergänzen.

Kommentare:

  1. Thomas

    Respekt, but …
    werden Dir die sozialen Kontakte im Job nicht fehlen?
    Der Buschfunk, das Frozzeln, das Lästern, die kleinen Späße und guten Gespräche? Das Herz ausschütten oder selber gut zuhören und Verständnis/ Hilfe leisten?
    Eine eigene Familie hast Du ja auch nicht.
    Ich bin wirklich auf Deiner Seite und Hut ab, vor dem, was Du geschafft hast und was Du kannst, ohne Neid.
    Kotzt Dich Dein Job so an?
    Ich würde weiterarbeiten. Man hat doch ein ganz anderes Standing, wenn man seinem Arbeitgeber mal so beiläufig mitteilt, was man so für ein Depotwert hat und eigentlich nur arbeitet, weil es Spaß macht und nicht, weil man es muß.
    Ich arbeite nur noch halbtags und alle bei mir wissen, auch die Vorgesetzten, wenn sie mich ärgern, stört mich das gar nicht und dann gehe ich eher oder lass mich lange krankschreiben oder oder oder. Also lassen sie mich machen und es macht Spaß.
    Und einen Posten verstehe ich gar nicht,
    die Lebenshaltungskosten von 2000 Euro. Weißt Du, ob es 5 bis 10 Jahren nicht 3000 oder 4000 werden. Inflation?
    Du wohnst noch bei Deinen Eltern oder im Bestand von Deinen Eltern? Wie lange leben Deine Eltern? Mußt Du nicht Rücklagen für Instandsetzung von Immobilien oder Wohnung (Dach, Heizung, andere Großreparaturen etc.) zurücklegen?
    Eins ist mir klar, wer aufhört zu rudern, fällt zurück.
    Also werde ich niemals aufhören zu rudern,
    nur deswegen geht es mir und meiner Familie gut.
    In meiner Familie rudern alle…
    wie gesagt, eine relativ spontane, evtl konträre Antwort,
    aber Du wirst es einzuordne wissen
    beste Grüße.

  2. Thomas mit T

    Erstmal herzlichen Glückwunsch zu FIRE. Ich glaube, dass die Situation noch entspannter ist, als im letzten Post dargestellt. In etwa 20 Jahren sollte es zumindest etwas Rente geben. Also muss das Depot ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ganz so viel leisten, was ein paar Möglichkeiten eröffnet.

    @Thomas
    Warum sollte er zurück fallen? Die Dividenden steigen historisch schneller als die Inflation, zusätzlich steht mit dem Nebenjob noch Kapital für weitere Investments zur Verfügung. Aus meiner Sicht wird es nur nicht mehr ganz so schnell finanziell (noch) besser.

  3. Mike

    Servus Mathias,

    erstmal viel Glück zum Erreichten und lass es einfach auf dich zukommen.

    Den Status das du das jetzt machen kannst, hast du dir erarbeitet genauso wie das Recht deine Entscheidung abzuändern oder sogar rückgängig zu machen.

  4. Connie

    @ 1. Thomas
    Ich finde es gut, wenn Du weiterarbeitest, obwohl Du nicht musst. Habe ich auch ne zeitlang gemacht und ich habe auch sehr gerne gearbeitet. Trotzdem bin ich Ende letzten Jahres nach >29 Arbeitsjahren ausgestiegen, und habe bisher ein Jahr Privatier-Erfahrung.

    Zu Deinen Punkten (die Du teilweise recht negativ / abwertend formuliert hast) kann ich folgendes aus meiner persönlichen Erfahrung berichten:

    – Mir fehlen die sozialen Kontakte im Job überhaupt nicht. Ich treffe viele Leute, führe gute Gespräche und höre gerne zu. Der größte Unterschied zum Arbeitsleben ist für mich, dass ich Gespräche so lange laufen lassen kann, bis alles erzählt ist. Kein Blick zur Uhr, ob man die Pause überzogen hat oder der nächste Termin wartet. Ich habe ausreichend Zeit für andere Menschen, das ist für mich ein riesen Luxus.

    – Mein Netzwerk ist jetzt sogar viel größer als zu Jobzeiten. Viele neue interessante und sehr nette Menschen bereichern jetzt mein Leben. Und liebe Ex-Kollegen gehören auch dazu.

    – Frozzeln und Lästern sind nie meins gewesen und ich habe mich möglichst ferngehalten von Kollegen, die das nötig hatten. Buschfunk war in der Firma wichtig, aber privat ist es mir egal. Gemeinsam mit Kollegen Spass haben und mal rumblödeln war mir immer wichtig, und das habe ich weiterhin dank meines Netzwerks.

    – Ich habe meinem Arbeitgeber nie mitgeteilt, was für einen Depotwert ich habe. Das geht den auch nix an. Ich habe allerdings immer aus einer Position der Stärke heraus recht selbstbewusst agiert in der Firma, in dem Wissen, dass ich mich finanziell abgesichert habe, wenn die Firma mich aussortiert. Selbst mit Kollegen, die über meine Börsenaktivitäten was wussten, habe ich nie über Depotgröße oder ähnliches gesprochen. Ich muss nirgendwo mit meiner Depotgröße (die deutlich unter der von Matthias liegt) angeben.

    – Mein Standing beim Arbeitgeber hatte ich durch die Arbeit, die ich abgeliefert habe. Da brauchte ich nicht mit Depotwert oder anderen Dingen nachhelfen.

    – Die letzten Jahre vor dem Ausstieg hatte ich eine 4-Tage-Woche – und die haben Appetit auf viel mehr Freizeit gemacht. Mein Kalender ist voll und ich wüsste derzeit nicht, wann ich Zeit zum Arbeiten finden sollte. Ob das ein Dauerzustand wird, wird sich zeigen.

    – Inflation hat sicher jeder in irgendeiner Form (direkt oder indirekt) eingepreist, der den frühzeitigen Jobausstieg wagt, alles andere wäre grob fahrlässig. Ebenso dürfte jeder, der so früh aussteigt, auch Rücklagen haben und/oder mietfrei wohnen und ggf. über weitere Assets verfügen.

    – Aus dem Job auszusteigen, bedeutet nicht, dass man aufhört zu rudern. Aber die Aktivitäten und Prioritäten verschieben sich.

    Connie

  5. Tom

    Glückwunsch zu der Entscheidung. Egal ob es jetzt nur ein Jahr oder doch für immer ist: man bekommt einen neuen Blick auf die Dinge. Was ist wichtig, was nicht. Was treibt einen an und was will man mit seiner Zeit machen.
    Ein praktische Hinweis: bei mir will die die gesetzlich Krankenkasse den Maximalbeitrag von ca 1.000 Euro im Monat. (Ab Januar noch mehr). Es zählen halt alle Kapitalerträge voll mit. Nicht wie bei Angestellten, wo nur das Gehalt zählt. Keine Ahnung, ob du das so mit eingerechnet hast.
    Viele Grüße,
    Tom

  6. Thomas

    Jeder muß es am Ende so gestalten, das es für ihn optimal paßt.
    Wenn er/sie die finanzielle Freiheit dazu hat, um so besser.
    Es gibt Firmenchefs(eigner) die haben ein höheres Vermögen und arbeiten auch weiter. Vorstände, Geschäftsführer, Teilhaber, CEO`s, Politiker, Juristen was weiß ich diverse etc etc. müßten alle aus finanziellen Gründen schon lange nicht mehr arbeiten, sondern sie machen es aus Selbstbestätigung.
    Mad hätte vlt mit Arbeit plus Kapitalerträgen plus Compounding noch ein höheres Level von 10 Mio plus erreichen können, wer weiß, aber so hört er auf.
    Aber vlt sucht er sich später noch mal einen neuen Job oder gründet eine Firma oder oder oder.
    Good Luck jedenfalls, wenn es so sein Glück ist, dann soll es so sein. Jeden Tag einfach so unstrukturiert zu verbringen ist absolut unbefriedigend. Man braucht eine Aufgabe, eine Struktur, ein Ziel. Erst dann kann man wieder ein Gefühl der Zufriedenheit und Selbstbestätigung erreichen.

    frozzeln und lästern waren btw. scherzhaft gemeint und nicht boshaft. Ironie sollte man schriftlich immer kennzeichnen.

  7. Tom

    > Jeden Tag einfach so unstrukturiert zu verbringen ist absolut unbefriedigend.

    Aber so ist es meiner Erfahrung nach nicht. Vielmehr sucht man sich neue Strukturen, die allerdings nicht direkt was mit „Arbeit“ zu tun haben. Man kümmert sich um die eigene Gesundheit und Fitness. Man intensiviert Hobbies und bildet sich aus purem Interesse ohne finanzielles Interesse weiter. Es mag viele Menschen geben, die sich mit der neugewonnen Freiheit plötzlich wertlos und unnütz fühlen. Aber abhängige Arbeit als Normalform (für freie, intelligente, engagierte Menschen) ist ja kein Naturgesetz, sondern eine Erfindung der Neuzeit.

  8. Thomas

    paar Gedanken noch, was wäre, wenn alle plötzlich reich wären.
    Wenn alle plötzlich 1 Mio und mehr auf dem Konto hätten?
    Dann hätte keiner mehr Lust zu arbeiten. Aber dann gäbe es keine Brötchen, kein Brot, kein Strom, kein Wasser etc etc. weil keiner mehr arbeitet. Kein Arzt kein nix.
    Der eine, der noch Lust hätte zu arbeiten, würde für seine Arbeit pro Stunde 500 000 verlangen und alle müßten den Stundensatz zahlen. Und schon ist der Reichtum in Luft aufgelöst. Schon jetzt zieht das Bürgergeld und weitere Sozialleistungen Arbeitskraft ab.
    Die Folge, weniger Menschen arbeiten und der Preis der Arbeit steigt.
    Arbeit sollte also bitte nicht gering- sondern wertgeschätzt werden. Auch eine geringer werdende arbeitende Bevölkerung hat eine Preis- und inflationsbeschleunigende Wirkung, nicht nur die Druckerpresse.

    2. Gedanke, ich finde abends nach getaner Arbeit dieses Gefühl, endlich Feierabend ein schönes Gefühl. Oder endlich Wochenende, ist auch schönes Gefühl. Das fehlt dann.
    Oder endlich Urlaub…
    Wenn man Erfolg hatte im Job ist es doch auch ein schönes Gefühl. Misserfolge zu verarbeiten gehören zum mentalen Fitnessprogramm dazu.

    3. Gedanke noch, was ist bei einem ordentlichen Crash oder einer langen wirtschaftlichen Depression oder einem Krieg.
    In Japan wurde der Nikkei vor kurzem erst mal um 25% kleiner gemacht, ok hat sich erholt, aber ein Millionen Depot ist nach 25% Rückgang auch nur noch 750k wert. Das muß man auch erst mal psychologisch verarbeiten.
    und so weiter und so fort.
    Aber alles gut, beste Grüße, viel Erfolg weiter an alle Leser hier,
    die Börse sieht ja richtig gut aus zur Zeit,
    Die Amerikaner müssen schon 1 Billion $ Schuldendienst leisten, wie lösen sie das, sie erhöhen die Verschuldung weiter. Was passiert, die Aktien steigen weiter…
    das Rad dreht sich immer weiter.
    Aber bitte bei bösen Abstürzen an der Börse nicht jammern.
    So jetzt reicht es erstmal zum Thema

  9. Connie

    @ Thomas 6. und 8.

    Eigentlich wollte ich nicht weiter drauf eingehen. Da Du ein vollständig negatives Bild von frühzeitigem F.I.R.E. zu haben scheinst, will ich dem doch nochmal ein paar Aspekte gegenüberstellen. Nicht, um Dich zum Umdenken zu bewegen, sondern zum Einordnen für andere Leser hier.

    – Selbstbestätigung: Jeder zieht diese aus was anderem. Während ein Firmenlenker etc. das möglicherweise aus seiner Arbeit zieht, gibt es eben auch andere Quellen an Selbstbestätigung. Ich z. B. habe eine private Projektliste und jeder erfolgreiche Abschluss wird gewürdigt/gefeiert. Mal allein und mal zusammen mit Freunden/Bekannten.

    – Es ist möglich, das eigene Vermögen weiterhin zu steigern, auch wenn man keiner Erwerbsarbeit nachgeht. Zum Beispiel hat die Börse in der Vergangenheit nicht enttäuscht. Ob das dauerhaft so bleibt, weiß keiner. Deswegen diversifiziert man – ich kenne keinen Privatier, der ausschließlich an der Börse engagiert ist. Oft gibt es sehr unterschiedliche Einkommensquellen.

    – Es ist ein großer Irrglaube, dass der Tag ohne Erwerbsarbeit unstrukturiert ist. Das liegt an jedem selbst, wie man sich in der erwerbsfreien Zeit organisiert. Ich kenne keinen Privatier, der Couch Potato geworden ist.

    – Was für jemanden unbefriedigend ist, ist total unterschiedlich. Selbst wenn man arbeitet. Für mich waren z. B. schlecht vorbereitete Kollegen/Chefs bei Terminen immer ein großes Ärgernis und Zeitverschwendung, wenn man bereits geklärte Themen immer wieder durchgekaut hat. Andere blühen durch diese Diskussionen auf.

    – Ja, viele brauchen eine Aufgabe, eine Struktur, ein Ziel. Dazu gehöre ich auch. Dafür benötige ich aber keinen Arbeitsvertrag, denn das Leben bietet viel mehr Möglichkeiten, Aufgaben, Strukturen und Ziele zu finden. Ich halte es sogar für ungesund, sich ausschließlich aus der Arbeit die Bestätigung, Aufgabe etc. zu suchen.

    – Wenn alle plötzlich 1 Mio auf dem Konto hätten: Das ist eine rein theoretische Annahme, die mit der Realität nichts zu tun hat. Nicht jeder, der 1 Mio auf dem Konto hätte, hätte dann keine Lust mehr zu arbeiten. Aus genau dem Grund, den Du selbst aufgeführt hast: Selbstbestätigung durch Arbeit.

    – Du hast recht, Arbeit wird in Deutschland nicht ausreichend gewürdigt. Ich kann nichts daran ändern, dass Menschen mehr netto vom brutto bleibt oder dass Leute, die sich selbständig machen, weniger bürokratische Hürden vorfinden. Die Politik muss es regeln, dass arbeiten wieder attraktiver wird als Bürgergeld etc.

    – Was ich selbst ändern kann, ist die persönliche Wertschätzung der Menschen, z. B. ein nettes Wort und eine Flasche Wasser (gerade im Sommer) für Postboten/Paketzusteller, großzügiges Trinkgeld für Kellner usw. Hier kann jeder im Alltag was zur Wertschätzung beitragen.

    – Endlich Feierabend/Wochenende/Urlaub: Ja ein sehr schönes Gefühl! Das ist ja nicht weg, wenn man Privatier ist. Nur dass man eben selbst festlegt, ob z. B. Wochenende bedeutet Freitag abend bis Sonntag abend. Oder eben mehr als das. Vorfreude auf Urlaub gibt es auch als Privatier (sogar reichlich bei mir).

    – Es ist falsch zu glauben, dass man als Privatier keine Mißerfolge zu verarbeiten hat fürs mentale Fitnessprogramm. Man führt doch nicht das komplett perfekte Leben als Privatier. Man geht aber eventuell sogar entspannter damit um (so beobachte ich es zumindest bei mir).

    – Crash / Depression / Krieg: Das kann ich nicht beeinflussen. Wenn solche Dinge passieren, dann sucht man einen Weg, damit umzugehen. Das Leben passiert, während man andere Pläne macht. Mein Leben ist schon öfters komplett durcheinander gebracht worden von Dingen, die nicht in meiner Hand lagen. So what. Wo ist das Problem? Ziel ggf. neu justieren, Plan anpassen und weiter gehts. Ich habe nicht vor, bei Börsenabstürzen zu jammern, und Matthias vermutlich auch nicht.

    Und allgemein:
    – Privatiers werden auf absehbare Zeit nicht die Mehrheit der Bevölkerung stellen.
    – Viele Privatiers verdienen trotzdem Geld, nur anders als über Erwerbsarbeit. Ich kenne auch Privatiers, die das nur zeitweise sein wollen, und sich nach ein paar Jahren ein neues Betätigungsfeld suchen möchten. Eine mehrjährige Orientierungsphase oder gar komplette berufliche Neuorientierung sozusagen.
    – Privatiers zahlen weiterhin an den Staat, und das nicht zu knapp. Genau wie alle anderen auch.
    – Ab Rentenbeginn ist jeder Privatier (zumindest bei Angestellten). Spätestens dann braucht man eine Idee, wie man die freie Zeit gestalten will.
    – Wer Privatier werden möchte, sollte für sich klären, welche Motivation dahinter steckt. Ist es eine „Weg-von“ Motivation, weil der Job keinen Spaß macht? Oder ist es eine „Hin-zu“ Motivation, weil man etwas komplett anderes in Angriff nehmen will? Leute mit „Hin-zu“ Motivation werden den Wechsel ins Privatier-Dasein wesentlich leichter schaffen.
    – Wer Privatier werden möchte, sollte sich vorab mit Privatiers austauschen, um von deren Erfahrungen (Lebensmodelle, Motivation dahinter, Finanzplanung) zu profitieren. Ich stelle mich gerne als Gesprächspartner dafür zur Verfügung (auch wenn ich erst ein Jahr Privatier bin und mir die langfristige Erfahrung damit noch fehlt). Matthias hat meine Email-Adresse und kann bei Bedarf den Kontakt herstellen. Ebenfalls bin ich über Twitter erreichbar (@finanzgelassen).

  10. ÜblerWolf6

    Hey Mad,
    herzlichen Glückwunsch zu diesem Schritt! Ich finde es super und wünsche Dir alles Gute dafür!
    Bin gespannt, wie sich die Dinge entwickeln. Durch die Möglichkeit der Freelance-Tätigkeiten hast Du ja Zusatzmöglichkeiten und vielleicht ergeben sich durch den neuen Status auch neue Möglichkeiten und Netzwerke.
    Es gibt meiner Meinung nach viele wertvolle Tätigkeiten jenseits von Jobs/Berufstätigkeit – viel Spaß beim Entdecken und sicher kommt auch wieder die ein oder andere Fahrradtour dazu oder was auch immer – ich bin gespannt!

  11. Claudi Omin

    Ein paar Gedanken zu dem allen.

    #1 – des Trottel´s Depot
    Das hat eine Stärke von 1.4Mio und ist weitgehend über Einzelwerte diversifiziert. Aufgrund der Vielzahl der Titel sind Kursrückschläge bei einzelnen Werten sicherlich gut gepuffert. Wenn hier nun aber Ängste bestehen bezüglich des regelmässigen und ausreichenden Dividendenstroms, dann kann eine Diversifizierung hin zu hoch ausschüttenden Sammelanlagen helfen. Das lässt vielleicht ruhiger schlafen und auch über viele andere Anlagenklassen als nur Dividendenwerte investieren. Hinweise auf mögliche Investitionsvehikel geben Luis Pazos (Bares ist wares), Anton Gneupel (D wie Dividende), Freaky Finance oder auch der Kasseltrader zeigt in seinen Videos die Bestandteile seines Depots. Das ist jetzt keine Werbung; vielmehr haben mir diese vier Quellen im Rahmen meines Vermögenumbaus gute Hilfestellungen geleistet.

    #2 – des Trottel´s Einkommenspotential
    Mit den genannten Sammelanlagen sind jährlich um die 5% möglich. Bezogen auf des Trottel´s Depot sind das 70000 Euro im Jahr oder gute 5500 Euro im Monat. Sicherlich eine Verbesserung gegenüber dem derzeitigen Stand. Bittere Pille: Ein Umbau des Depots erfordert Auflösen von Kursgewinnen, die somit durch die Steuer gezogen werden müssen. Idee: sowas würde ich ganz sanft angehen über die Jahre. Dann hilft auch die Günstigerprüfung des Finanzamts.

    #3 – des Trottel´s Optionshandel
    Mit dem Optionshandel ist´s so ne Sache. Oftmals wird suggeriert, wie einfach doch monatlich 1% zusätzliche Rendite auf´s Depot erwirtschaftet werden können. Ich weiss nicht, wie Easy-Peasy das tatsächlich ist und wie ruhig mein Schlaf dann wäre. Meine Erfahrung mittlerweile: mit wöchentlich geschriebenen Put-Optionen weit aus dem Geld auf breite Indizes bzw. deren ETFs mit stark vom Verfall geprägter Restlaufzeit mache ich vielleicht 0.2% im Monat in meinem Optionsdepot. Auf´s Jahr sind das immerhin zusätzliche zweieinhalb Prozent.
    Vielleicht sind hier für den Trottel noch 1000 Euro im Monat zu erzielen; das halte ich für einen realistischen und konservativen Wert.

    #4 – des Trottel´s Krankenkassenbeiträge
    Der Tom hat´s weiter oben im Kommentar Nr. 5 schon anklingen lassen: die Krankenkasse ist ein gefrässiger Moloch und fordert ihren Tribut. Jährlich steigende Beiträge UND jährlich steigende Beitragsbemessungsgrenze sind ein zweifacher Hebel in Richtung höherer Belastung. Der Trottel wird schnell feststellen, das die Krankenkasse jährlich deutlich mehr Kohle frisst als die Steuer. Wirksame Mittel dagegen gibt´s nicht wirklich – höchstens ein paar „Pflaster“:
    a) Vermögen in Trading GmbH auslagern. Ruckzuck ist man vor der Krankenkasse arm und fällt zurück auf den Mindestbeitrag. Nachteil 1: spätestens bei der Entnahme aus der GmbH werden Steuern und wiederum Kassenbeiträge fällig. Weiterhin möchte man im FIRE Zustand nicht unbedingt noch GmbH Strukturen mit sich mitschleppen. Es entstehen Pflichten für das Reporting und Kosten für die Verwaltung (z. B. Steuerberatung, Bilanzerstellung).
    b) Kleine Stiftung gründen und sich von dieser zum Midi Tarif anstellen lassen. Leider gilt hier auch viel von a), jedoch könnte die Stiftung so ausgestaltet werden, dass deren Erträge so dimensioniert sind, dass es für die Anstellung zum Midi Job reicht…ich weiss allerdings nicht, inwiefern diese Idee funktioniert. Da würde ich mich mal über Erfahrungswerte anderer freuen.
    c) Midi Job suchen. Das führt zurück in die Sozialversicherungspflicht und befreit vom freiwilligen Eigenbeitrag. Allerdings ist die Annahme eines Midi Jobs wiederum sowas wie die teilweise Aufgabe von FIRE.
    d) Mit den Vermögenserträgen dermassen Gas geben, dass die Beitragsbemessungsgrenze weit überschritten ist und für die Kassenbeiträge der Cap greift. Jeder Euro, der darüber liegt, wird dann „nur noch“ mit 25% besteuert (bzw. mit 17,5% bei vorliegender Teilfreistellung).
    e) Auswandern…bei unserem nicht mehr ganz so toll funktionierendem Staat auch eine Idee, aber sicherlich ein ganz eigenes Kapitel.

    #5 – des Trottel´s Arbeitsplatzwegfall
    Ich sehe das wie Connie in Kommentar Nr 4. Es ist ein wunderbares Gefühl von Freiheit, jeden Tag machen zu können, was ich will! Nach gut über 3 Jahren FIRE habe ich allerdings immer noch kräftig mit Vermögensstrukturierung zu tun … hat allerdings mit Immobilienbesitz zu tun.

    In diesem Sinne, lieber Trottel, wünsche ich Dir, dass es nicht langweilig wird und geniesse die Zeit.

  12. Niko

    Die Krankenkassenbeiträge werden doch aber vom Einkommen berechnet und nicht vom Vermögen.Das heißt würde er nur noch die Dividenden kassieren und den Nebenjob aufgeben, würde er doch gar nicht so viel Beitrag bezahlen ( da nur 24.000€ Dividende=Einkommen).
    Oder wird das irgendwie anders berechnet mittlerweile?

  13. Claudi Omin

    @Niko – das ist schon richtig! Die Krankenkasse addiert die (positiven) Einkünfte aus V+V und Kapitalvermögen und verbeitragt diese Summe.
    Kleine Anekdote am Rande: ist beispielsweise V+V negativ und Kapitalvermögen positiv, dann ist es keinesfalls so, dass negative V+V Einkünfte berücksichtigt werden! Nein – diese werden zu Null gesetzt.
    Jetzt nehmen wir den Mad mit seinen um die 40.000 Euro im Jahr aus diesem Post: https://www.getmad.de/wayward/
    Jetzt hat er eine gewisse Steigerung seiner Dividenden im Depot, da viele Dividenden-Wachstumswerte dabei sind. Ausserdem hat er jetzt einen Haufen Zeit; sein Nebenher-Business läuft angenehm und der Optionshandel auch. Es erfolgt auch ein gewisser Umbau zum einkommensorientierten Depot. Ratz-fatz steigen die Erträge auf 50.000 Euro.
    Mein obiger Post indiziert sogar Kapitaleinkommen plus Optionen im Bereich von 82.000 Euro.

    Der Beitragsrechner der TK spuckt aus:
    1000 Euro/Monat —> 226 Euro (Mindest-)beitrag
    4000 Euro/Monat —> 768 Euro Beitrag
    7000 Euro/Monat —> 993 Euro (Maximal-)beitrag

    Ist ´ne echte Geldsenke. Leider.

  14. Vroma

    Herzlichen Glückwunsch! 🙂

    Du bist aber weiterhin noch Selbstständig? Oder hast Du die Projekte eingestellt oder verkauft?!

    Beim dem was reinkommt hält es Dich doch ohne Probleme aus. Cashpuffer ist auch da…

    Bin gespannt was Du in 6 Monaten mit der gewonnenen Zeit treibst.

    Hau rein 🙂

  15. Vroma

    Edit: Hatte den SEO-Teil in dem FAQ irgendwie überlesen.

    Und noch mal: Das wird schon klappen. Und danke für das offene Teilen Deiner Erfahrungen.

  16. Nedsord

    Erstmal herzlichen Glückwunsch Matthias. Ich gebe zu ein wenig neidisch zu sein. Bin noch lange nicht soweit. (Ich weiß, soll ich nicht und ich weiß auch um den Weg bis zum jetzigen Vermögen und der Kündigung. Bin auch sehr beeindruckt)
    Zur Krankenversicherung. Ich hätte mich über meine Frau versichern lassen können. Allerdings wollte die Krankenkasse meine monatlichen Einnahmen wissen. Da hab ich meine Dividendenstategie in Frage gestellt und mich gefragt ob ich mit Teilverkäufen meines Depots nicht besser dran wäre…bzw. eine Mischung aus dem Verkauf von Anteilen und dem Verbrauch vom Cashbestand. Umgesetzt habe ich allerdings nichts davon und arbeite einfach weiter.

  17. Languno

    Wenn du dann raus aus dem Job bist, verrätst du dann dein letztes Bruttogehalt? Das hast du immer für dich behalten, obwohl du sonst alles so offen hälst.
    Glückwunsch zum Schritt zum Privatier. Aber mit deinem SEO Einnahmen hast du immer noch den Turbo

Du hast auch was zu sagen: